Den bretonischen Postkartenmotiven auf der Spur
Die Küstenabschnitte zwischen Plougrescant und Meneham – Côte d’Armor, Côte de Granit Rose und Côte des Legendes – decken alle klassischen Fotomotive der Bretagne ab. Besonders hatten es uns auf unserer Wohnmobilreise die großen rötlichen Granitblöcke bei Ploumanac’h angetan, die wir bei unserer Kajaktour erkundeten. Doch auch sonst hat dieser Abschnitt im Norden der Bretagne viele außergewöhnliche Landschaften und Ortschaften zu bieten.
Nach der Übernachtung in der schönen Bucht vor der île à bois waren wir gespannt, was uns der Norden der Bretagne auf unserer Wohnmobilreise als nächstes bieten würde. Bereits nach kurzer Fahrzeit zeigten uns ein paar Marktstände neben der Straße und schöne Fachwerksfassaden an, dass wir in diesem Ort – Tréguier – einen kleinen Stopp einlegen sollten. Wir ließen dieses nette Dorf auf uns wirken und setzten dann unsere Fahrt an der Côtes-d’Armor bis Plougrescant fort.
Felsen in allen Formen und Farben
In Plougrescant wartet eines der wohl bekanntesten Fotomotive – ein Steinhäuschen, das passgenau zwischen zwei Felsen kauert. Laut Reiseführer* haben sich die Besitzer wohl nicht damit abgefunden, dass sie in einer Sehenswürdigkeit wohnen. Vielleicht parken sie deshalb ihre Autos demonstrativ davor, diese sind nämlich auf sehr vielen Fotos, Postkarten, Bretagnekalendern, etc. zu sehen!
Einen kurzen Spaziergang weiter ist gleich das zweite Motiv zu finden: die Felsen von Le Gouffre, an denen die Brandung eindrucksvoll zerschellt. Wir beobachteten das Schauspiel der Naturgewalten eine Weile, bevor wir wieder zum Parkplatz gingen. Auf allen Ausflügen während unserer Wohnmobilreise durch die Bretagne haben wir unsere Fotoausrüstung, verstaut in unseren leichtgewichtigen Fotorucksäcken dabei (Günther: Lowepro Powder* auch für Bergsport, Christine: Lowepro Trek*, etwas kleiner).
Es war bereits später Nachmittag, als wir Ploumanac’h mit unserem Wohnmobil erreichten. In dem kleinen Ort, der quasi das Zentrum der Côte de Granit Rose im Norden der Bretagne darstellt, gab es nur wenige Parkplätze und es tummelten sich viele Touristen in der kleinen Bucht, in der bizarre rosa Gesteinsformationen aus dem seichten Wasser ragen. Wir nahmen uns vor, am nächsten Tag hier eine Paddeltour zu unternehmen, um diese besondere Landschaft abseits der Menschenmengen auf uns wirken zu lassen.
Schöner Campingplatz mit der Möglichkeit, die Natur zu entdecken
Auf dem ganzen Weg im Norden der Bretagne bis hierher war uns kein Stellplatz untergekommen, außer 1-2 unattraktiven Campingplätzen neben der Straße. Daher folgten wir einem Tipp aus unserem Wohnmobil-Tourguide* und steuerten den schön gelegenen Campingplatz auf der Île–Grande an.
Gleich bei der Einfahrt zum Platz erblickten wir ein Restaurant und reservierten für 20 Uhr. Mal wieder nicht selbst kochen und landestypisch Essen gehen – darauf freuten wir uns schon! Doch zuerst checkten wir am Campingplatz ein und widmeten uns der Körperpflege. Die Zeit beim Duschen verging rasch und so war es schließlich 20.10 Uhr als wir unseren reservierten Tisch beanspruchen wollten.
Das Restaurant-Desaster
Der Kellner sah uns kommen und nahm eine abweisende Haltung ein: der Tisch war noch frei, aber es war schon 20.10 Uhr, zu spät, um noch Gerichte a la carte zu bestellen!! Aber wir könnten Galettes haben, wenn wir wollen. Das Gesicht von Günther nahm eine dunkelrote Farbe an und es war verwunderlich, dass der Kellner sich überhaupt noch traute, die Bestellung aufzunehmen. Wir aßen also einen Imbiss (ein Galette ist nicht wirklich viel, wenn man den ganzen Tag nichts hatte) und zogen von dannen. Die französische Gastfreundlichkeit in Restaurants lässt teilweise wirklich zu wünschen übrig. Die Zeiten, in denen man etwas Warmes zu essen bekommt, sind nur zu Mittag von 12 bis 14 Uhr und am Abend hat man nach 20 Uhr auch Pech gehabt. Das Restaurant-Pech verfolgte uns im Norden und Westen der Bretagne, wohin wir auch kamen. Ganz anders gastronomisch aufgestellt ist der Süden, doch dazu später.
Der Abend wäre fast ein Streichergebnis geworden, sprich dem Grant zum Opfer gefallen. Aber ich hatte die Idee, dass wir unsere Campingstühle, eine Flasche Rotwein und eine Tafel Schokolade schnappen könnten und uns an den Strand setzen. Widerwillig aber doch folgte Günther meinem Vorschlag. Als wir schließlich so dasaßen und versuchten, die Sternbilder am klaren Himmel auszumachen, trösteten wir uns mit dem Gedanken, dass wir das hier wohl nicht erlebt hätten, wenn wir den Abend im Restaurant zugebracht hätten. Alles wieder gut…
Neuer Tag, neues Glück
Als wir erwachten, war Ebbe und die Bucht lud zu einem Spaziergang ein. ICH dachte an einen gemütlichen Morgenspaziergang, aber daraus wurde nichts. Im Endeffekt kletterten wir über zahlreiche Steine, mit dem Ziel die kleine Insel gegenüber zu erklimmen. Ich war schon längst ins Schwitzen geraten und kletterte vorsichtig, um nicht auszurutschen und mehr oder weniger leise fluchend von Stein zu Stein (denn es hätte weiter abseits einen Weg durchs Watt gegeben). Da geschah es: Günther rutschte aus, und knackste sich den Finger an… Diese Knorpelverletzung begleitete ihn noch als wir schon längst zu Hause waren. Die kleine Insel gegenüber dem Campingplatz war aber jedenfalls einen Spaziergang wert: seltene Gräser, Pflanzen, Heidekraut, Dornen und in der Mitte ein kleiner See. Wirklich schön!
Für den Rückweg war dann der Weg durchs Watt am Sand recht. Das war dann der gemütliche Strandspaziergang, den ich mir gewünscht hatte: barfuß im seichten Wasser im weichen Sand!
Das Frühstück war nach dieser Wanderung schon dringend nötig und schließlich brauchten wir ja eine Stärkung für die Paddeltour an der Côte de Granit Rose, die als nächstes am Plan stand (hier geht’s zum Bericht).
Nachbarschaftsbesuch in der Bretagne
Nach Klettererei und Paddeltour freuten wir uns riesig darauf, unsere Lieblingsnachbarin in ihrem Haus in der Bretagne zu besuchen. Sie wohnt zuhause in unserer Straße im Haus gegenüber und obwohl sie einige Jährchen älter ist als wir, pflegen wir regen Kontakt. Sie ist eine sprachgewandte und weitgereiste End-Siebzigerin, die jedes Jahr im Herbst für mindestens 1 Monat Urlaub in einem Haus in Locquirec macht. Sie war es auch, die uns darauf gebracht hat, die Bretagne zu besuchen!
Erika bereitete uns einen denkbar herzlichen Empfang! Per Whats App hatte sie uns schon verraten, dass es Austern und Fisch zum Abendessen geben würde und sie ein junges Ehepaar aus Hamburg, das seinen Lebensmittelpunkt nach Locquirec verlegt hat, eingeladen hat.
Es wurde ein vergnüglicher Abend mit viel Champagner und interessanten Gesprächen. Unseren Camper hatten wir im Garten des Hauses geparkt und nächtigten auch unter den dortigen hohen Bäumen. Stellplatztipps für Locquirec können wir also nur aus der Beobachterrolle geben: Es standen einige wenige Wohnmobile entlang der Straße zum Strand „Plage de Sables Blancs“ bzw. am Parkplatz zu diesem Strand und Erika meinte, dass es in der Nebensaison geduldet werde, so wie an vielen Plätzen in der Bretagne. Lt. unserem Wohnmobil-Guide* ist der Camping Municipal Fond de la Baie (östlich von Plage de Sables Blancs) schön gelegen und lt. Google Maps gibt es noch zwei weitere Campingplätze an diesem Abschnitt.
Das spätsommerliche Schönwetter, das uns bei unserer Paddeltour entlang der Côte de Granit Rose noch beglückt hatte, war leider Geschichte. Dicke Wolken waren aufgezogen und es war kühler geworden.
Bekleidungstipp: Untertags reichte – wie fast immer – zusätzlich zum Sweater eine ärmellose Primaloft-Weste*, plus dünne Regenjacke, die in der Tasche mit dabei war. Abends beim Draußensitzen, wie z. B. am Vorabend in Erikas Garten braucht man dann etwas mehr, ich war mit meinem 3-in-1-Outdoor-Mantel* sehr gut beraten.
Wir frühstückten also im Haus, bevor Erika uns mit ihrem Mietauto die Sehenswürdigkeiten der Côte des Legendes zeigte: Die Gesteinsformationen, die der Legendenküste ihren Namen gaben, weil sie wie kauernde Riesen aussehen, den Phare du Pontusval, die Dünen von Karemma und schließlich das Freiluftmuseumsdorf Meneham mit dem markanten Steinhaus. Am späten Nachmittag erreichten wir Roscoff. Das Städtchen mit dem alten Stadtkern ist in relativ kurzer Entfernung zur englischen Küstenlinie, daher legen von hier auch die Fähren nach England ab. Ein Wolkenbruch kürzte unseren Stadtbummel ab und wir kehrten in einem Restaurant zum Abendessen ein.
Am nächsten Tag setzten wir unsere Wohnmobilreise fort und verließen letztlich den Norden der Bretagne. Ich hätte mir eigentlich gedacht, dass Günther den Tipp des Hamburgers von gestern folgen wollte, der meinte, dass die Nachbarbucht von Locquirec (Plage du Moulin de la Rive) gut zum Wellenreiten geeignet ist und immer einige Surfer dort sind. Günther hatte jedoch einen anderen Plan: er wollte nochmal zu den Dünen von Karemma, da er meinte, dass es dort auch gut gehen würde und das Wetter dort eventuell besser sei. In Morlaix, wo wir einen kurzen Stadtbummel einlegten, sah es zunächst wirklich nach Wetterbesserung aus. Leider aber tauchten wir auf der Strecke danach in eine dicke Nebelsuppe ein und so fuhren wir immer weiter nach Westen, um dieser zu entkommen. Die Erlebnisse auf der Suche nach einem geeigneten Surf-Spot erzählen wir im nächsten Bericht „Einsamkeit und Weite im Westen der Bretagne“ …
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